Wie verändert man sich?
Innerhalb der pädagogischen Perspektive kann die Veränderung der Persönlichkeitseigenschaften durch das Konzept der Identitätsbildung erklärt werden. Die sozialen Akteure, wie Comedians, würden ihren individuellen Sinn nach biografischen Ereignissen, gemachten Erfahrungen und dem vorherrschenden Norm- und Wertsystem der Gesellschaft ausrichten. Durch diesen Sinn erscheinen bestimmte Handlungsweisen als richtig und andere würden in ihrer Wertschätzung eher negiert. Aus wissenschaftlicher Sichtweise ist die Identitätsbildung ein lebenslanger Prozess. Durch neue biografische Ereignisse und Erfahrungen aber auch durch die Veränderung des bestehenden Herrschaftssystems können die sozialen Akteure die Sinnhaftigkeit von Handlungen anders interpretieren.
Eine so genannte defensive Identität wird ausgebildet, wenn den sozialen Akteuren die Ablehnung bestimmter normierender Richtlinien als geeignet erscheint, um ihre Lebensverhältnisse zu verbessern. Im pädagogischen Kontext wird diese Vorgehensweise auch als Bewältigungsverhalten gesellschaftlicher Desintegration verstanden. Jene sozialen Akteure, die von der materiellen Teilhabe eines politischen Systems ausgegrenzt würden, richten sich in ihren individuellen Handlungen bewusst gegen das Kollektivbewusstsein der Gesamtgesellschaft. Um die gesellschaftlich stigmatisierende Lebenslage zu bewältigen, würden neue Bezugspunkte der Identitätsbildung gesucht. Es erfolge eine bewusste Abgrenzung von der Logik des bestehenden Herrschaftssystems. Solche Verhaltensweisen, die von der Gesellschaft negiert und sanktioniert werden, gehören nun bei den Trägern einer defensiven Identität zu den erwünschten Handlungen, die in dieser Gruppe eine Wertschätzung erlangen.
Mit dieser theoretischen Grundlage werden im pädagogischem Kontexte beispielsweise die von der Norm abweichenden Handlungen bestimmter jugendlicher Gruppierungen erklärt. Das so genannte abweichende Verhalten erscheint geeignet um biografische und situative Handlungsfähigkeit zurück zu erlangen. Die Festlegung bestimmter Handlungen als von der Norm abweichend erfülle die Funktion der Stabilisierung des gesellschaftlichen Systems. Dadurch haben pädagogischen Institutionen neben ihrem Lehrauftrag auch immer eine Kontrollfunktion inne. Bei den sozialen Akteuren soll eine Verhaltenskonformität erreicht werden, die sich durch die gesellschaftlichen Normen und Werte definiert. In der Institution wird die Übernahme einer gesellschaftlichen Rolle eingefordert, die zur Aufrechterhaltung der Normalität dient. Wenn es der schulischen Institution nun nicht gelingt, allen Akteuren eine gleichberechtigte Wertschätzung entgegen zu bringen, richten sich die Stigmatisierten gegen die geforderten Verhaltensvorschriften. Wird dieser Zustand bei einem Großteil der Bevölkerung über die Jugendzeit beibehalten, kann dies die Stabilität des gesellschaftlichen Systems gefährden. So gibt es beispielsweise einen direkten Zusammenhang zwischen hohen Arbeitslosenzahlen und steigender Kriminalität in der Bevölkerung.
Gerade für Jugendliche aus benachteiligten Bevölkerungsanteilen wirke die auf Konsum orientierte Gesellschaftsordnung demoralisierend. Die zur gesellschaftlichen Integration notwendige Bedürfnisbefriedigung könne aufgrund von fehlenden materiellen Grundlagen nicht umgesetzte werden. Um die gesellschaftlich stigmatisierende Lage zu bewältigen, scheinen abweichende Handlungen wie Diebstahl geeignet.
Insgesamt ist das Individuum immer bestrebt seine Lebenslage zu verbessern. Jene Handlungen, die im biografischen Kontext einen Vorteil brachten werden deshalb auch weiter hin ausgeführt. Treten nun neue Ereignisse ein kann die auch die Sichtweise der sozialen Akteure auf bestimmte Bezugspunkte verändern.